Impulsvortrag Fachtagung "Demokratie für alle – aber wie? Soziale Gerechtigkeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ansätze der AWO“, 15.09.2022

„Soziale Ungleichheit und die Gefahren für Demokratie“ von Dr. phil. Francis Seeck, Kulturanthropolog*in, Antidiskriminierungstrainer*in und Autor*in

Nach einer Vertretungsprofessur für Soziologie und Sozialarbeitswissenschaften an der Hochschule Neubrandenburg arbeitet Francis Seeck aktuell als Post-Doc am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität. Francis Seeck gibt außerdem Fortbildungen und Vorträge zu den Themen Klassismus, Antidiskriminierung und geschlechtliche Vielfalt. Im jüngst veröffentlichten Buch „Zugang verwehrt“ spricht Francis Seeck den Zusammenhang zunehmender sozialer Ungleichheit und Gefahren für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Demokratie an.

Francis Seeck sprach im Vortrag über das Thema Soziale Gerechtigkeit mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen sowie strukturelle Voraussetzungen und Hintergründe. Dabei warf Francis Seeck auch einen Blick auf gesellschaftliche Potenziale wie das Engagement gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung.

Eine kurze Zusammenfassung des Impulses bietet der folgende Überblick.

Den Impuls startete Dr. Francis Seeck mit drei Mentimeter-Fragen an die Teilnehmenden:

  1. Haben Sie das Gefühl, dass soziale Ungleichheit aktuell in Deutschland wächst?
  2. Wie zeigt sich soziale Ungleichheit?
  3. Was hilft gegen soziale Ungleichheit?

Die vielseitigen Antworten sind im Folgenden dargestellt und boten gleichzeitig spannende Diskussionspunkte im Verlauf des Vortrages.

Soziale Ungleichheit_Online Tagung_Mentimeter
Ergebnisse der Mentimeter Umfrage

Hier könnt ihr die Ergebnisse der Mentimeter-Umfrage in großer Ansicht öffnen.

Große Ansicht der Umfrage-Ergebnisse

Soziale Ungleichheit – Begriffsbestimmung

Anschließend leitetet Dr. Francis Seeck ein mit einer Begriffsbestimmung zur sozialen Ungleichheit:

Soziale Ungleichheit ist gekennzeichnet durch Unterschiede in der Verteilung und Zugänglichkeit von Ressourcen in der Gesellschaft (z.B. Einkommen, Vermögen, Gesundheit, Anerkennung, Bildung).

Dabei veranschaulichte Francis Seeck, dass soziale Ungleichheit wächst, die Armutsquote liegt in Deutschland mit ca. 16,6 Prozent auf einem neuen Höchststand.

Dimensionen sozialer Ungleichheit

Im nächsten Teil beschrieb Seeck Dimensionen sowie Auswirkungen sozialer Ungleichheit und verdeutlichte, was soziale Gerechtigkeit in der Praxis bedeutet.

Nach dem französischen Sozialphilosophen Pierre Bourdieu wird die soziale Struktur durch die Verteilung des Kapitals bestimmt. Dabei wird unterschieden zwischen ökonomischem Kapital (Verteilung von Vermögen), kulturellem Kapital (Zugang zu Bildung), sozialem Kapital (Beziehungen und Kontakte) und symbolischem Kapital (Titel, Anschrift).

Soziale Ungleichheit wirkt sich ganz unterschiedlich aus:

  • In Deutschland besitzen die „obersten“ 10% in der Vermögensverteilung 62,1 % aller Vermögen, während die „untersten“ 50% nur 3,4 % aller Vermögen besitzen (Quellen DIW 2020).
  • Zunahme von Klassismus und anderen Formen der Diskriminierung
    Gefährdung des sozialen Zusammenhalts der Gesellschaft
  • Wenig soziale Mobilität
  • Machtkonzentration bei einkommensreichen Menschen

Soziale Gerechtigkeit in der Praxis

Mögliche Strategien gegen soziale Ungleichheit fasste Seeck so zusammen:

  • Selbstorganisation und Empowerment von Klassismus-erfahrenen Menschen
  • Vermögens- und Einkommensgerechtigkeit
  • Bildungs- und Teilhabegerechtigkeit