Veranstaltungsort: online via Zoom
Seit ihrer Gründung setzt sich die AWO für die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit ein. Soziale Ungleichheit führt nicht nur dazu, dass Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen werden, sondern stellt auch eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie dar. Seit der Corona Pandemie hat sich die soziale Ungleichheit mit Blick auf die Verteilung von Einkommen und Vermögen deutlich verschärft. Die zunehmende soziale und ökonomische Ungleichheit trägt dazu bei, dass Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder der sozialen und/oder ökonomischen Lage diskriminiert, angefeindet und angegriffen werden und sich menschenverachtende Einstellungen z.B. gegenüber langzeitarbeitslosen und obdachlosen Menschen verbreiten. Auch Vertrauensverluste in Politik, Wissenschaft und Medien sind Folgen zunehmender sozialer Ungerechtigkeit. Hinzu kommt die Vereinnahmung des Themas soziale Gerechtigkeit durch rechtspopulistische und rechtsextremistische Akteure, die Ängste schüren, gesellschaftliche Spaltungen vorantreiben und die tatsächlichen Gründe für soziale Ungleichheit ignorieren. Mit der digitalen Fachtagung wollen wir uns am Internationalen Tag der Demokratie mit diesen Entwicklungen und den Ansätzen sowie Möglichkeiten der AWO beschäftigen, um – wie in unserem Grundsatzprogramm verankert – Ungleichheiten zu überwinden, soziale Gerechtigkeit zu schaffen und allen Menschen Teilhabe zu ermöglichen. Wie zeigt sich soziale (Un-)Gerechtigkeit? Wie betrifft das die AWO? Wie können wir als AWO den sozialen Zusammenhalt und die gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen stärken?
Wir laden alle interessierten Mitglieder und Mitarbeitenden der AWO ein, sich im Rahmen der digitalen Tagung zu Fragen sozialer Gerechtigkeit auszutauschen, fortzubilden und Anregungen für Demokratiestärkung und Antidiskriminierungsarbeit im Verband mitzunehmen.
Download des ProgrammflyersNach einer Vertretungsprofessur für Soziologie und Sozialarbeitswissenschaften an der Hochschule Neubrandenburg arbeitet Francis Seeck aktuell als Post-Doc am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität. Francis Seeck gibt außerdem Fortbildungen und Vorträge zu den Themen Klassismus, Antidiskriminierung und geschlechtliche Vielfalt. Im jüngst veröffentlichten Buch „Zugang verwehrt“ spricht Francis Seeck den Zusammenhang zunehmender sozialer Ungleichheit und Gefahren für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Demokratie an. Francis Seeck wird im Vortrag über das Thema Soziale Gerechtigkeit mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen sowie strukturelle Voraussetzungen und Hintergründe sprechen. Dabei wird Francis Seeck auch einen Blick werfen auf gesellschaftliche Potenziale wie das Engagement gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung.
Im Workshop lernen die Teilnehmenden verschiedene Formen und Ebenen von Diskriminierung kennen und tauschen sich über Erfahrungen in der AWO aus. Es werden Eigen- und Fremdbilder kritisch beleuchtet und gewohnte Denkweisen offengelegt. Wie zeigt sich Diskriminierung im Beruf und Alltag? Und: Wann wird Diskriminierung zum Problem für die eigene Arbeit und die eigene Organisation? Ausgehend von multimedialen, fachlichen Inputs und den Erfahrungen der Teilnehmenden wird Diskriminierung auf unterschiedlichen Ebenen beleuchtet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Aspekt der institutionellen Diskriminierung. Dabei gilt der kritische Blick auch der eigenen Biografie, dem eigenen Arbeitskontext und der Organisation.
Der Workshop richtet sich an Interessierte in der AWO, die das Themenfeld Antidiskriminierungsarbeit für sich und die eigenen Arbeitskontexte näher kennenlernen wollen.
Referentin: Dr. Britta Schellenberg, Gründungsdirektorin des Zentrums „Den Menschen im Blick – Analyse, Beratung & Training“ und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München
Im ersten Teil des Workshops reflektieren wir gemeinsam, wie Sprache ausgrenzend wirken kann. Dabei schauen wir uns reale Beispiele an, reflektieren aber auch unsere eigenen Erfahrungen und unseren eigenen Sprachgebrauch im (Arbeits-)Alltag. Dabei nähern wir uns dem Zusammenhang zwischen Macht und Sprache.
Die ausgrenzende Wirkung von Sprache ist vielen Personen nicht bewusst. Warum und wie jede einzelne Person auf eine sensible Sprache achten kann, diskutieren wir im zweiten Teil des Workshops. In einer Kleingruppenarbeit können die Teilnehmenden dann ihre Erkenntnisse teilen und Ideen für ihren zukünftigen (Arbeits-)Alltag sammeln.
Im Workshop arbeiten wir mit verschiedenen Reflexionsübungen und geben viel Raum zum Austausch mit anderen Teilnehmenden. So können Erfahrungswerte ausgetauscht und Unsicherheiten besprochen werden, was für alle Beteiligten einen großen Mehrwert bringt.
Referentinnen: Maria Brückner und Yvonne Ruhnau, Fachstelle Interkulturelle Öffnung, AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e.V.
Gleichwertige Lebensverhältnisse sind ein zentraler Faktor für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Doch verschiedene Regionen sind geprägt von unterschiedlichen Lebensbedingungen und strukturellen Gegebenheiten. Es bestehen Unterschiede bei Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Mobilität und Infrastruktur sowie Zugang zu Grund- und Daseinsvorsorge. Diese Differenzen werden insbesondere im Verhältnis Stadt-Land deutlich und durch demografische Entwicklungen verstärkt. Strukturschwache Regionen werden gern als Experimentierfeld rechter und rechtsextremer Strukturen genutzt. Gleichzeitig ist es längst nicht mehr möglich von „dem ländlichen Raum“ zu sprechen. Im Workshop möchten wir einen Blick auf die Strukturen der AWO in ländlichen, strukturschwachen Regionen werfen. Gemeinsam möchten wir verschiedene Fragen diskutieren: Wie kann AWO eine sozialgerechte Gesellschaft im ländlichen Raum fördern? Wie sehen Rahmenbedingungen für demokratisches Handeln und Teilhabe im ländlichen Raum bzw. strukturschwachen Regionen aus? Wie werden Menschen erreicht und aktiviert? Wie kann AWO im ländlichen Raum als gesellschaftspolitischer Akteur präsenter werden?
Wir freuen uns auf einen angeregten Erfahrungsaustausch und den Einblick in verschiedene Regionen sowie Felder der AWO.
Impulsgeber*in: Susanne Rindt (Leiterin Abteilung Verbandsangelegenheiten, Engagementförderung und Zukunft der Bürgergesellschaft Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.) mit Kolleg*innen vom AWO Landesverband Thüringen e.V. und AWO Landesverband Sachsen e.V.
„Die Anerkennung des gleichen Rechts der anderen auf Freiheit ist die Anerkennung des gleichen Rechts aller Menschen auf Selbstverwirklichung, dies gilt sowohl für Situationen, in denen die Freiheit der anderen die eigene Freiheit fördert, als auch für Situationen, in denen dies die eigene Freiheit einschränkt.“ (Uki Maroshek-Klarman)
Im Diskurs um die soziale Gerechtigkeit ist es hilfreich, wenn wir uns zunächst mit den demokratischen Prinzipien, den Grundrechten, dem Umgang mit Mehrheiten und Minderheiten, der Gleichheit vor dem Gesetz und den Wegen demokratischer Entscheidungsfindung auseinandersetzen. Das Bildungsprogramm „Betzavta“ (übersetzt: Miteinander) hat seinen Ursprung in der israelischen Friedensforschung und beschäftigt sich gezielt mit Demokratie-, Toleranz- und Menschenrechtserziehung. Im Workshop bekommen die Teilnehmenden einen Einblick in das Konzept und auch die Methoden des Betzavta-Trainings. Dabei wird anhand von interaktiven Übungen Demokratie als Gesellschaftsform und Lebensform mit dem individuellen Verhalten der Teilnehmenden wahrgenommen und reflektiert. Des Weiteren bietet der Workshop die Möglichkeit einzelne Dilemmata der Demokratie in Bezug auf soziale Gerechtigkeit genauer zu beleuchten und zu diskutieren.
Referentin: Caro Baer, Projektmitarbeiterin „Haltung wird Handeln“, AWO Vielfalt gGmbH Mecklenburgische Seenplatte
Das gegenwärtige Wohlergehen einer Gesellschaft geht weit über ihr BIP hinaus: Aus moderner Sicht geht es darum, soziale Gleichheit und Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Wohlstand miteinander zu verbinden. In Anbetracht der Tatsache, dass die Globalisierung dabei ein wichtiger Einflussfaktor ist, sollten bei der Betrachtung zwangsläufig auch globale Perspektiven einbezogen werden. In unserem Workshop behandeln wir Themen wie: Was ist soziale Ungleichheit? Warum nimmt sie selbst in demokratischen Staaten weiterhin stark zu? Wie verhält sich das zur aktuellen Entwicklungsperspektive und was bedeutet das für die Ansätze und Werte der AWO? An welcher Stelle thematisieren wir die globalen Auswirkungen unseres lokalen Lebensstandards und welche Rolle kann die Arbeit der AWO dabei spielen? Im ersten Teil werden wir uns über die oben genannten Aspekte austauschen und uns mit anderen Visionen von Entwicklung und Gerechtigkeit und die Bedeutung für die AWO auseinandersetzen. Wir werden uns über diese Themen in einem Live-Dialog mit einem peruanischen Partner aus dem Tourismussektor unterhalten und die Auswirkungen auf die soziale Gerechtigkeit auf lokaler und globaler Ebene zu diskutieren. Das Gespräch bietet einen offenen Raum für Austausch und auch Inspiration für Handlungsmöglichkeiten in der AWO.
Referent*innen: Ivan Murillo und Birthe Goldenbaum, Netzwerk BNE & Globales Lernen
#GenerationEquality ist die Gleichstellungskampagne von UN Women. Bis heute gibt es in keinem Land eine vollständige Gleichberechtigung der Geschlechter. Auch wenn schon viel erreicht ist, in diesem Workshop wollen wir über die die gender gaps sprechen, die die Unterschiede in der Gleichstellung von Männern und Frauen aufzeigen. Wie zeigt sich strukturelle Benachteiligung und Sexismus? Welche Rolle spielen traditionelle Rollenbilder? Wieso hat die Corona-Pandemie Frauen stärker getroffen als Männer? Was bedeutet diese Ungleichheit für unsere Demokratie und was kann die AWO, die sich seit ihrer Gründung für Frauenwahlrechte und Gleichberechtigung der Frauen einsetzt, aber auch jede*r einzelne von uns für mehr Geschlechtergerechtigkeit tun?
Referentin: Julia Gerecke, Projektleiterin „AWO li(e)bt Demokratie“, AWO Landesverband Bayern e.V.
In Deutschland verfügen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung über mehr Vermögen als der gesamte Rest. Sind diese rund acht Millionen Menschen so vermögend, weil sie sparsamer, begabter, initiativer, kreativer, fleißiger, einfach leistungsstärker sind als der Rest? Verdienen sie deshalb auch mehr Ansehen und Einfluss?
Personen mit relativ wenig Geld und Bildung am anderen Ende der Vermögensverteilung hingegen schämen sich häufiger, trauen sich seltener etwas zu und werden – zusätzlich zu ihrer prekären Lage – abgewertet, ganz und gar selbst für ihre Situation verantwortlich gemacht. Hier wirkt Klassismus, Diskriminierung aufgrund des sozioökonomischen Status. Klassismus ist zugleich Ursache und Folge sozioökonomischer Ungleichheit.
Was ist Klassismus und wie funktionieren klassistische Diskriminierungen? Wie hängt Klassismus mit sozioökonomischer Ungleichheit zusammen? Warum ist er so wirkmächtig? Was macht ihn zum klassischen AWO-Thema und was können wir – auch wenn Klassismus in jeder Pore der Gesellschaft steckt – im Alltag und im Berufsleben dagegen tun? Das wollen wir gemeinsam herausarbeiten und diskutieren.
Referent*innen: Sigrid Pranke, Lena Berentzen, Marian Thöne, Projektmitarbeiter*innen „Zukunft mit Herz gestalten“, AWO Unterbezirk Dortmund
Veranstaltungsort: Die Tagung findet online via Zoom statt.
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos.
Anmeldung bitte über diesen Link oder QR-Code:
Bitte beachten Sie, dass die Zahl der Teilnehmenden an den Workshops begrenzt ist.
Anmeldeschluss ist der 31. August 2022.
Nach dem Absenden Ihrer Anmeldung erhalten Sie zunächst eine Eingangsbestätigung. Die verbindliche Teilnahmebestätigung Ihnen nach Ablauf der Anmeldefrist per E-Mail versendet.
Datenschutzbestimmungen finden Sie auf der Anmeldeseite. Veranstaltungsunterlagen und Vorträge sind urheberrechtlich geschützt. Das bedeutet, dass diese ohne die Erlaubnis des AWO Bundesverbandes nicht vervielfältigt oder verbreitet werden dürfen. Die Aufzeichnung von Ton- und Bildmaterial ist nicht gestattet.
Fragen zur Tagung bitte an: susanne.beyer(at)awo.org