Hier stellen wir verschiedene Ansätze für die Antidiskriminierungsarbeit vor.
Der Begriff Anti-Bias setzt sich aus englischen Wörtern zusammen und kann mit „vorurteilsbewusst“ übersetzt werden. Die Begründerin des Ansatzes ist Louise Derman-Sparks. Anliegen des Ansatzes ist es, Diskriminierungen in der Gesellschaft aufzudecken und daraufhin abzubauen. Mit Anti-Bias werden Rassismus, Sexismus und andere Formen von Diskriminierung im Alltag, in Familie, Beruf und in Institutionen greifbar. Zu Beginn eines Trainings stehen die Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung und das Lernen miteinander. Anti-Bias versteht sich als intersektionaler Ansatz. Dabei werden die verschiedenen Formen von Diskriminierung als Ausdruck gesellschaftlich ungleicher Positionen und Machtverhältnisse in den Blick genommen.
„Anti-Bias ist eine lebenslange Reise,
die in uns selbst beginnt.“
Louise Derman-Sparks
Der Anti-Bias-Ansatz zielt darauf ab, gesellschaftliche Schieflagen sichtbar zu machen und Diskriminierungen sowohl auf der zwischenmenschlichen, institutionellen als auch gesellschaftlich-kulturellen Ebene abzubauen. Dafür ist die Auseinandersetzung mit Vorurteilen, Privilegien und Macht von zentraler Bedeutung. Der Ansatz wir von Multiplikator*innen für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit sowie für erwachsenenpädagogische Fortbildungen kontinuierlich weiterentwickelt.
Als Zusammenschluss von freiberuflichen Fortbildnerinnen und Beraterinnen in der Bildungsarbeit bietet dieses Netzwerk umfangreiche Infos zum Hintergrund und den Grundideen des Anti-Bias Ansatzes. Auf der Seite finden sich auch Informationen zu Beratungs- und Fortbildungsangeboten sowie weiteregehende Literaturhinweise.
Betzavta (hebräisch: Miteinander) ist in den 1980er Jahren in Israel entwickeltes Seminarprogramm, das Demokratie und Toleranz fördern soll. Bei der am ADAM-Institut für Demokratie und Frieden entwickelten Demokratiebildungs-Methode steht stets die Frage im Raum, wie ein Miteinander gestaltet werden kann, in dem alle das gleiche Recht auf Freiheit haben. Dieser Frage wird anhand von praktischen, erfahrungsorientierten Aktivitäten nachgegangen. Mit diesen Aktivitäten werden die Teilnehmer*innen mitten hinein in Entscheidungssituationen geführt und sind so Teil des Prozesses.
„Erziehung zur Demokratie ist Erziehung zur Anerkennung des gleichen Rechts aller Menschen auf Freiheit.“
Quelle: Erziehung zur Demokratie. Die Methode des ADAM-Instituts von Uki Maroshek-Klarman
Seit 1996 wird Betzavta auch in Deutschland unter anderem in der Begleitung von Teams, im Konfliktmanagement, sowie der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit erfolgreich eingesetzt. Dabei geht es darum eine diversitätsbewusste Anerkennungskultur zu schaffen und zu stärken.
Die Methode bietet einen Weg an, sich mit dem eigenen Verhalten hinsichtlich Diversität und Entscheidungsfindung auseinanderzusetzen und zu reflektieren, was das für demokratische Gesellschaften bedeutet. Demokratie wird dabei nicht nur als Regelwerk verstanden, sondern als sozialer Prozess, an dem alle täglich mitarbeiten müssen. Voraussetzung dafür ist die menschliche Fähigkeit, mit Konflikten umgehen zu können und trotz verschiedener Positionen, die Freiheitsrechte Anderer anzuerkennen.
Wichtig ist dabei, dass es nicht nur um den Austausch von Argumenten oder das Aushandeln von Kompromissen geht, sondern dass auch die Gefühle der Teilnehmer*innen miteinbezogen werden.
Ziel und Ergebnis der Aktivitäten sind nicht vorgegeben, sondern offen. Es gibt kein erwünschtes Handeln zur Lösung von Konflikten und es soll kein „korrektes“ demokratisches Verhalten vermittelt werden. Vielmehr geht es darum sich die unterschiedlichen Sichtweisen gegenseitig zu erschließen und das eigene Verhalten in einer Demokratie als Lebensform zu reflektieren.
Aus dem Englischen übersetzt bedeutet Social Justice „soziale Gerechtigkeit“ und Diversity heißt „Diversität“. Mit dem Ausdruck „soziale Gerechtigkeit“ ist meist nur die gerechte Verteilung von Ressourcen und Lasten gemeint. Im Rahmen des Social-Justice Trainings wird der Begriff „soziale Gerechtigkeit“ jedoch weiter gefasst.
Social Justice wird dabei als eine Gerechtigkeitsform verstanden, bei der es neben einer gerechten Verteilung, auch um Anerkennung, Befähigung und den Anspruch auf Verwirklichung geht. Dem steht strukturelle Diskriminierung entgegen, das heißt Diskriminierung geht nicht nur von einzelnen Personen aus, sondern ist auch kulturell und institutionell verankert, z. B. in Wissen, Sprache oder Gesetzen. Diskriminierung wird aus einem intersektionalen Blickwinkel betrachtet, das heißt Menschen können gleichzeitig von verschiedenen Diskriminierungsformen betroffen sein.
„Social Justice bedeutet ein spezifisches Gerechtigkeitsdenken, das gleichzeitig Verteilungs-, Anerkennungs-, Befähigungs- und Verwirklichungsgerechtigkeit in den Blick nimmt. Wir verwenden den Begriff Social Justice auf Englisch, um damit ein erweitertes Verständnis von Sozialer Gerechtigkeit anzuzeigen, als es in der Tradition des deutschsprachigen Begriffs vorhanden ist.“
Institut Social Justice und Diversity
Das Trainingskonzept wurde im Jahr 2001 von Leah Carola Czollek, Gudrun Perko und Heike Weinbach entwickelt.
Im Rahmen von Social Justice Trainings geht es um die Entwicklung von Handlungs- und Veränderungsstrategien gegen Diskriminierungsrealitäten.
Dabei geht es unter anderem um:
Ziel des Trainings ist es, eine Haltung des Verbündet-Seins einzunehmen, auch ohne die gleichen Identitätsmerkmale zu teilen. Es geht also darum auf Augenhöhe füreinander einzustehen, gerade weil man verschieden ist.