Hier stellen wir Grundlagen für die Stärkung von Demokratie und Antidiskriminierungsarbeit vor. Ein ganz zentrales Element ist die diskriminierungssensible Sprache.
Eine zentrale Grundlage für die Stärkung demokratischer Praxis und die Arbeit gegen Diskriminierung ist es, in der Lage zu sein, Diskriminierung und Formen der gruppenbezogenen Menschenfeinlichkeit zu erkennen. Genau hier setzt die Arbeit der AWO Demokratie-Projekte an. Mit vielfältigen Veranstaltungsangeboten, Bildungsmaterialien und Beratungsangeboten sensibilisieren sie in den Strukturen der AWO für alle Formen von Diskriminierung und zeigen Handlungsstrategien auf.
Die folgende Definition wurde mit dem Fachbeirat des Projektes „Den Menschen im Blick“ entwickelt, bei dem die AWO beteiligt war. Mehr dazu könnt ihr auch hier lesen.
Diskriminierung ist eine Benachteiligung von Menschen in Bezug auf Teilhabe, Handlungs- und Selbstbestimmungsmöglichkeiten. Diskriminierende Strukturen und Praktiken fußen auf wirkungsmächtigen Gruppenkonstellationen. Es kann sich beispielsweise um Konstruktionen von sozialer Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe, Aussehen, Religion, Behinderung, sexueller Identität oder sexueller Orientierung handeln. Personen können von mehreren Zuschreibungen betroffen sein, was zu verstärkten negativen Effekten führt.
Zwischen Diskriminierung, gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Privilegien besteht eine Wechselwirkung. Hierbei erscheinen Ungleichbehandlungen als gerechtfertigt, da diskriminierte Personen den angenommenen gesellschaftlichen Normen nicht entsprechen.
Diejenigen, die diskriminieren, richten sich gegen die gleichberechtigte Ausübung fundamentaler Freiheiten im öffentlichen Raum und verletzen die Menschenrechte, sowie Grundsätze von Gleichheit und Gerechtigkeit.
Diskriminierung kann intendiert oder nicht intendiert sein.
Sprache ist unser alltägliches Werkzeug. Sprache bildet die Wirklichkeit nicht objektiv ab, sondern konstruiert sie mit: Alles findet seinen Ausdruck in der Sprache und wird gleichzeitig von ihr beeinflusst. „Was war zuerst da: unsere Sprache oder unsere Wahrnehmung?“, bringt die Journalistin und Bloggerin Kübra Gümüşay sehr treffend in ihrem Buch „Sprache und Sein“ auf den Punkt. Wir lernen mit der Sprache die Werte und Normen der Gesellschaft und reproduzieren sie gleichzeitig. Da Sprache auch Machtverhältnisse zum Ausdruck bringt und Diskriminierung so verfestigen kann, ist es von Bedeutung diese wahrzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen, wie eine diskriminierungssensible Sprache in einer pluralistischen Gesellschaft möglich ist. Die folgenden Handreichungen und Links bieten dafür gute Anregungen.
Ziel der Bausteine zum vielfaltssensiblen Formulieren ist es, die Werte der AWO und die damit verbundenen Organisationsentwicklungsprozesse zu Gleichstellung, Inklusion und Vielfalt in Sprache, Schrift und Bild sichtbar werden zu lassen durch eine vielfaltssensible und inklusive Sprache.
Nach einer kurzen Einführung in vielfaltssensible Sprache gibt das vorliegende Papier konkrete Anregungen anhand einer Checkliste und der fünf Bausteine: 1. Geschlechtergerechte Sprache, 2. Rassismuskritische Sprache, 3. Diskriminierungssensible Sprache im Hinblick auf Behinderung, 4. Leichte Sprache und 5. Vielfaltssensible Bildgestaltung.
„Die Diskussionen um Sprache, Worte und Benennung sind keine Banalität, keine Nebenschauplätze politischer Auseinandersetzungen. Denn Sprache ist der Stoff unseres Denkens und Lebens. Sie öffnet uns die Welt, aber sie grenzt uns auch zugleich ein. (…) Ja, keine Unterdrückung wird allein durch eine gerechte Sprache ein Ende finden – aber ohne eine gerechte Sprache eben auch nicht.“
Kübra Gümüşay, Die Sprachkäfige öffnen. Gedanken zur Bedeutung von „freier Rede“, Essay 2020
In der Alltagssprache haben sich so manche Redewendungen eingeschlichen, die diskriminierend und rassistisch sind und die eine entscheidende Rolle spielen für die Reproduktion von Rassismus. Diese Ausgabe der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift „Überblick“ des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in NRW befasst sich mit Hintergründen und Vorkommen von Rassismus in der Sprache und leistet damit einen Beitrag durch eine rassismuskritische Auseinandersetzung mit der eigenen Sprache unsere eigene Wahrnehmung zu schärfen und zu verändern.
Das Genderwörterbuch dient als Inspiration und zeigt Möglichkeiten auf, wie Begriffe gendergerecht verwendet werden können. Das Genderwörterbuch „Geschickt Gendern“ wird ständig erweitert.
„Konstruktiv sprechen lernen über Rassismus, das ist wie ein Muskel, den wir als Gesellschaft noch nicht genug trainiert haben. Aber es ist nötig und es ist möglich ihn zu trainieren.“
Tupoka Ogette, 2021, in ihrer Dankesrede anlässlich des Awards „Idol of the Year“ von aboutyouawards
Der Leitfaden des AntiDiskriminierungsBüro Köln richtet sich in erster Linie an Medienschaffende, bietet aber auch für alle Interessierten eine gute Hilfestellung, um kritische Felder zu erkennen. Die Broschüre gibt Beispiele aus der Praxis, zeigt die Hintergründe auf und liefert historische Kontexte. Die Autor*innen geben Tipps, wie sich Diskriminierung vermeiden lässt.
Der Leitfaden „ÜberzeuGENDERe Sprache“ der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Köln enthält Erläuterungen und Hilfestellungen für eine wertschätzende und respektvolle Ansprache aller Geschlechter, hat aber den Anspruch, Spielraum für Kreativität und Diskussionen zu lassen.
Die landeszentrale Fachstelle Gender und Diversität in Nordrhein-Westfalen agiert als Schnittstelle zwischen Praxis der Kinder- und Jugendhilfe, Theorie und Politik und ist bundesweit vernetzt. Sie bietet unter anderem Beratung und Qualifizierung für Träger und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zu den Themen Gender, Interkulturaliät und Diversität und erarbeitet Materialien und Methoden, die allen Interessierten zur Verfügung stehen:
Glossar für diskriminierungssensible Sprache von Amnesty International:
Glossar zu Begriffen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt