Zu den wesentlichen Elementen demokratischer Gesellschaften gehören das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe und der Schutz von Menschen- und Grundrechten. Die Diskriminierung von Menschen in Bezug auf Teilhabe, Handlungs- und Selbstbestimmungsmöglichkeiten ist also als demokratiegefährdend anzusehen.
Unter der Fragestellung „Was tun bei…?“ möchten wir euch Möglichkeiten aufzeigen, wie ihr konkret bei Diskriminierung und Phänomenen der Demokratiegefährdung handeln könnt. Dafür sammeln wir hier Links und Materialien aus den Projekten der AWO sowie von Fachorganisationen und Expert*innen aus der Beratungs- und Bildungspraxis und werfen dabei einen Blick auf verschieden Diskriminierungsformen.
Unserer Arbeitsdefinition von Rassismus sowie die Publikation „AWO Positionen gegen Rassismus“ sollen dabei unterstützen, Rassismus zu erkennen und zu thematisieren – in Fortbildungen, Publikationen, öffentlichen Statements, in der Organisationsentwicklung. Die folgende Definition wurde gemeinsam mit dem Fachbeirat des Projektes „Den Menschen im Blick“ entwickelt und im Trainingshandbuch Antidiskriminierung veröffentlicht.
Rassismus beruht auf der Erfindung menschlicher „Rassen“, die über Jahrhunderte weiterentwickelt wurde. Demnach werden Menschen – bewusst oder unbewusst – nicht als Individuen betrachtet, sondern stets einer erfundenen Gruppe zugeordnet. Die Gruppen werden hierarchisiert und auf- (Eigengruppe) und abgewertet (Fremdgruppe). Behauptet wird eine „Andersartigkeit“ und Ungleichwertigkeit von Menschen aufgrund einer tatsächlichen oder auch nur zugeschriebenen Herkunft oder Kultur. Grundlage der Menschenrechte ist jedoch die Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Individuen.
Rassismus erhält oder stärkt Machtpositionen und Privilegien. Im Gegenzug werden Benachteiligung, Unterdrückung, Ausbeutung und Ausgrenzung gerechtfertigt und der Zugang zu Ressourcen und gesellschaftlicher Teilhabe erschwert oder verwehrt.
Rassismus kann bestimmte Verhaltensweisen motivieren, muss aber nicht. Aktuelle Beispiele von Rassismus im öffentlichen Leben, in den Medien, in Bildungseinrichtungen sowie am Arbeitsplatz können folgendes Verhalten einschließen:
Rassistische Taten sind Straftaten. Aufgrund des Sichtbarwerdens von Schwierigkeiten bei der Erfassung und Ahndung rassistischer Taten befinden sich Gesetzgebung und institutionelle Erfassungsinstrumente aktuell in einem Entwicklungsprozess. Seit 2015 berücksichtigt die Justiz rassistische Motive bei der Strafzumessung (§46.2 StGB). Die Polizei erfasst Rassismus im Definitionssystem „Politisch motivierte Kriminalität“ (PMK) unter dem Themenfeld „Hasskriminalität“ und nicht mehr alleine unter „Politische motivierter Kriminalität rechts“.
Straftaten sind rassistisch, wenn die Angriffsziele, seien es Personen oder Sachen – wie Gebäude, Schulen oder Glaubenshäuser – deshalb ausgewählt werden, weil sie als „fremd“ oder „anders“ gewertet oder mit „Fremdem“ oder „Anderem“ in Verbindung gebracht werden.
Das Training „Den Menschen im Blick. Kompetenzen gegen Rassismus und Diskriminierung in Beruf & Alltag“ ist ein Fortbildungsprogramm für Mitarbeitende und Führungskräfte von städtischen Verwaltungen, Wohlfahrtsverbänden und Polizei. Es wurde an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) gemeinsam mit Wissenschaftler*innen, Bildungspraktiker*innen, sowie mit staatlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, auch unter Mitarbeit der AWO, entwickelt. Ziel ist es, Grundlagen und praktisches Material dafür zu schaffen, Führungskräfte und Mitarbeitende von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen zu befähigen, souverän und professionell mit Beschäftigten, Ratsuchenden und Klienten in einer zunehmend diversen Gesellschaft umzugehen und sie fit zu machen für einen sicheren Umgang mit rassistischen und anderen menschenfeindlichen Orientierungen. Die Übungen stärken Mitarbeitende, sie sensiblisieren, regen die (Selbst-)Reflexion an und sind handlungsorientiert. Alle Informationen zum Training Antidiskriminerung findet ihre auf der Projektseite: https://www.den-menschen-im-blick.de
Der Begriff „Hate Speech“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Hassrede. Besonders in den Sozialen Medien aber auch in Kommentarspalten von Tageszeitungen ist dieser Hass zu beobachten. Menschen werden abgewertet und angegriffen oder es wird zu Hass oder Gewalt gegen sie aufgerufen. Oft sind es rassistische, antisemitische oder sexistische Kommentare, die bestimmte Menschen oder Gruppen als Zielscheibe haben. Hate Speech richtet sich häufig auch gegen diejenigen, die sich mit marginalisierten Gruppen solidarisieren.
Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet Informationen über Hate Speech.
Dieses Glossar des Projektes „debate // de:hate“ der Amadeu Antonio Stiftung beinhaltet wichtige Begriffe der Netzkultur und digitaler Hassphänomene.
Die Handreichung „Hate Speech und Fake Facts“ der Amadeu Antonio Stiftung erklärt was Hate Speech ist und welche Handlungsmöglichkeiten es gibt.
Auf der Plattform „No Hate Speech“ findet ihr viele Informationen zu Hate Speech sowie Möglichkeiten gegen Hate Speech vorzugehen.
Die hier gesammelten Gegegenstrategien sind zum Teil der Broschüre „Umgang mit Hate Speech und Kommentaren im Internet“ der Amadeu Antonio Stiftung entnommen.
Kontern: Unter dem Begriff „CounterSpeech“ werden Strategien für den Umgang mit Rassismus und Hate Speech im Netz gesammelt. Mit Counter Speech setzt man ein wichtiges Signal, um Hate Speech entschieden zu begegnen und die Nicht-Akzeptanz zu verdeutlichen.
Ignorieren: Hassrede ist Gewalt in Form von Worten, und Gewalt kann bekanntlich zu körperlichen und seelischen Verletzungen führen. Mitunter kann es durchaus ratsam sein, bestimmte Diskussionen zu umgehen.
Melden: Nach dem neuen Netzdurchsetzungsgesetz müssen Hasskommentare mit offensichtlich rechtswidrigen Inhalten innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden, andere rechtswidrige Inhalte spätestens nach sieben Tagen.
Moderieren: Betreiber*innen von Nachrichtenseiten oder Blogs können Einfluss auf die Qualität der Diskussionen nehmen, indem sie die Kommentare moderieren. Moderieren eröffnet Räume für plurale Debatten und echten Austausch. Menschen, die Diskriminierung ausgesetzt sind, ziehen sich langfristig zurück, so dass ihre Perspektive keine Rolle mehr spielt. Eine klare Moderation verhindert diese Ausschlüsse.
Humor: Eine weitere Methode, auf Hate Speech zu reagieren, ist der humorvolle Umgang. Mit witzigen Kommentaren, die Schwachstellen in der Logik entlarven oder den Fokus in eine andere Richtung lenken, kann die Abwägigkeit der Hass-Beiträge hervorgehoben werden. Ein Beispiel dafür ist die Initiative Hooligans Gegen Satzbau, die mit Satire und Ironie auf Hass in den Sozialen Medien reagieren.
Das No Hate Speech Movement Deutschland bündelt die gesammelte Energie aller, die sich gegen Online-Hetze engagieren. Wie du als Einzelne*r, als Organisation oder als Gruppe Teil dieses Netzwerks werden kann, erfährst du hier:
Verschwörungserzählungen speisen sich aus der Annahme, dass als mächtig wahrgenommene Einzelpersonen oder Gruppen bedeutende Ereignisse in der Welt beeinflussen und dabei die Bevölkerung über ihre Ziele im Dunkeln lassen. Dieser Verschwörungsglaube ist seit Jahrhunderten und weltweit verbreitet. Besonders zum Vorschein kommt dieser in gesellschaftlichen Krisenzeiten – so auch seit der Coronavirus-Pandemie 2020. Was sind Verschwörungsmythen und -erzählungen, wie treten sie aktuell in Erscheinung und welche Reaktionen sind angebracht, wenn sie uns begegnen? Hier folgen einige Hinweise auf Informationsplattformen und Materialien, die viele hilfreiche Informationen und Anregungen zu diesen Fragen bieten.
Die AWO Thüringen hat im Rahmen des Projektes „ZukunftsChancen“ diese Handreichung erstellt, um Mitarbeiter*innen der AWO über Hintergründe von Verschwörungserzählungen aufzuklären und mehr Sicherheit zu geben.
Download der BroschüreDie Handreichung der Amadeu Antonio Stiftung bietet einen guten Überblick über alles wissenswerte zu Verschwörungsideologien: Was sind Verschwörungsideologien, welche Ursprünge haben sie, wer ist anfällig, wie gefährlich sind sie und was kann jede*r Einzelne persönlich tun, wenn sie oder er mit Verschwörungserzählungen konfrontiert ist?
Der News-Blogs Belltower News stellt in einem Themenschwerpunkt umfangreiche Hintergrundinformationen zu Verschwörungserzählungen zur Verfügung sowie zahlreiche Materialien zur Vertiefung des Wissens über das Phänomen und mögliche Umgangsstrategien. Unter anderem möchte die unten verlinkte Handreichung „Wissen was wirklich gespielt wird. Krise, Corona und Verschwörungserzählungen“ einen Beitrag dazu leisten, Verschwörungsideologien zu erkennen und ihnen gegenüber handlungsfähig zu bleiben.
Das Spezial der Bundeszentrale für politische Bildung will über Verschwörungserzählungen informieren und Methoden und Materialien bieten, wie man in der Bildungsarbeit mit Verschwörungstheorien umgehen oder sie entlarven kann. Unter den vielfältigen Hinweisen und Dokumenten findet sich auch die unten verlinkte BpB Info Aktuell Ausgabe zum Schwerpunkt Verschwörungserzählungen, die Sozialpsychologin und Expertin Pia Lamberty verfasst hat. Darin wird das Phänomen Verschwörungserzählung sowie die dahinterstehenden Motivlagen beschrieben und Tipps zur Abwehr gegeben.
Seit einigen Jahren ist die Ansiedlung von Rechtsextremen in strukturschwachen ländlichen Regionen eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Gezielt lassen sich Anhänger*innen völkischer Bewegungen nieder, um Dörfer zu infiltrieren. Sie bewirtschaften dort Bauernhöfe, kümmern sich um Land und Vieh und pflegen den Gemeinsinn im Ortsverein, sind naturverbunden und treten sympathisch auf, bringen sich in örtliche Vereine und in die lokale Politik ein. Häufig handelt es sich um junge Familien, die versuchen, Dörfer und Gemeinden mit völkischen und rechtsextremen Weltanschauungen zu infiltrieren oder neue Ansiedlungen mit Gleichgesinnten zu gründen. Ihr Bestreben ist es, Umweltschutz mit „Volksschutz“ zu verbinden und eine angebliche „Überfremdung“ zu verhindern. Was tun wenn sich in der Nachbarschaft Rechtsextreme ansiedeln?
Diese 2021 veröffentlichte Handreichung der Amadeu Antonio Stiftung möchte alle, die mit völkischen Siedler*innen konfrontiert sind, dabei unterstützen, einen eigenen Umgang damit zu entwickeln. Neben den wichtigsten Informationen bietet sie Empfehlungen für Schritte in der Nachbarschaft, Bildungseinrichtungen, Vereinsarbeit, am Arbeitsplatz und in landwirtschaftlichen Initiativen und Verbänden.
Diese Reportage von Jakob Rausch sucht in norddeutschen Dörfern nach Antworten auf die Fragen, wie man mit den Rechten im Dorf umgehen sollte. Die Doku beleuchtet die Unterwanderungsstrategien der extremen Rechten und die schwierige Balance zwischen Toleranz und dem Engagement gegen rechts.